… auf das Bauchgefühl hören lohnt sich.
Heute stand ich im Supermarkt an der Kasse und vor mir war eine junge Frau. Die für ihr zu geringes Bargeld zu viele Waren aufs Band gelegt hatte und eben nicht alles bezahlen konnte. Und jedes Produkt einzeln, auf das sie verzichten wollte/musste, zurückgab in der Hoffnung, dass der Gesamtpreis für ihren Einkauf dadurch in ihr Budget passte. Tat es viel zu lange nicht. Ich stand da wirklich mindestens fünf Minuten.
Nun bin ich beim Einkaufen ja nie wirklich gestresst, wer ohne Zeit zu haben, „mal eben schnell noch einkaufen“ will, ist sowieso auf verlorenem Posten, aber so langsam war dann meine Geduld auch am Ende – zumal mein Buchungszeitraum für den Wagen des Carsharers meines Vertrauens in absehbarer Zeit endete.
Ich war so kurz dafür, den social hero zu machen, mit dem Hintergedanken, den ganzen Prozess zu beschleunigen, und war so kurz davor zu sagen: „Hey, alles cool. Die Artikel, die nicht im Budget liegen, übernehm ich.“ Dann hätte ich meine gute Tat des Tages erledigt und hätte der jungen Frau, den Leuten hinter mir in der Schlange und vielleicht auch der Kassiererin, die auch schon sichtlich entnervt war, einen Gefallen getan. Ist ja Monatsende, da ist bei so manchen das Geld knapp, und auf die paar Euro verzichte ich gerne.
Doch entschied ich mich wegen meines Bauchgefühls dann doch dagegen. Mein Bauchgefühl sagte: „Tu’s nicht. Die Artikel, die sie zurückgibt, sind jetzt keine zwingend lebensnotwendigen Nahrungsmittel.“ Bei Grundnahrungsmitteln, Toilettenpapier und wahrscheinlich auch Damenhygieneartikel hätte ich wohl die Artikel übernommen, doch sie gab eher in meinen Augen Luxusartikel zurück … unter anderem Markenlimonade in Dosen. So entschied ich mich dagegen.
Und zum Glück tat ich es. Denn kaum war die Frau mit ihren übrigen Artikeln von Dannen gezogen, drehte sich die Kassiererin der benachbarten Kasse zu „meiner“ Kassiererin um und meinte: „Meine Güte, ist diese Kundin anstrengend. Und das passiert bei ihr jedes Mal.“
A-ha! Dass sie also zu viele Artikel für das ihr zur Verfügung stehende Geld in ihren Einkaufswagen legt, liegt also nicht daran, dass bei ihr das Geld knapp ist, – also … vielleicht auch – sie rechnet aber einfach grundsätzlich nicht während ihres Einkaufes nach. Vielleicht Dyskalkulie, vielleicht „Ausnutzen“ der sozialen Ader der hinter ihr Stehenden … über die Motive bzw. Ursachen lässt sich nur spekulieren. Fakt ist aber: Mit dem Übernehmen der Kosten hätte ich der Frau vielleicht den Samstag Abend versüßt (höhö, wegen der Limo, verstehen Sie?), aber nicht wirklich geholfen und mir eher nur selbst ins Fleisch geschnitten. Also zum Glück mal keine gute Tat des Tages.