Weil ich diese Reihe als absolut seriösen Feuilletonbeitrag mit Bildungsauftrag verstehe, kommt heute etwas Musiktheorie. Oder: Zuhülf, er wirft mit Fachvokabular um sich. Das ist übrigens auch der erste Beitrag, den ich vorschreibe und dann geplant automatisch veröffentlichen lasse.
Ich hoffe, ihr kennt alle den Four-Chord-Song der Axis of Awesome. Wenn nicht – dann habe ich heute sogar zwei Musikempfehlungen. Schaut ihn euch an, bevor ihr weiterlest.
Getan? Dann treibe ich das noch weiter auf die Spitze: Mit einem Two-Chord-Song. F Dur und B Dur. International B flat major. Weil ja Deutschland in der Tonbezeichnung einen Sonderweg geht und das internatonale B als H bezeichnet und dann eben den Halbton darunter nicht Hes sondern B nennt. Wie oft verwirrt das einen, wenn man nach internationalen Akkorden und Tönen spielt. Also nicht nach Noten, da ist das ja egal, wie der Rufname ist, sondern eben nach Rufname. Uff.
Woraus ich hinaus will: Akkordprogressionen. Ich liebe dieses Wort, jeder, der Musik hört, weiß, worum es sich dabei handelt, kann das Kind aber nicht beim Namen nennen. Warum auch? Ist ja nur für den Musiktheoretiker von Belang.
Die einzelnen Lieder im oben erwähnten „Vier-Akkord-Lied“ nutzen in echt halt nicht oder nicht zwingend die wirklich vier gleichen Akkorde – nur eben die gleiche Akkordprogression, also Ablauf von Akkorden – fällt dann halt nur besonders auf, wenn dann alle Lieder in die selbe Tonart transponiert werden – in die Tonart, in der die Sänger von Axis of Awesome singen.
Bestes Beispiel, weil sehr bekannt, einer sehr gelungenen Akkordprogession ist der Schluss der Titelmelodie der Sesamstraße. Die Akkorde, die vor dem Schlussakkord gespielt werden, arbeiten progessiv auf eben jenen Schlussakkord hin, der dann schließlich die Progression in Wohlgefallen auflöst. Man zaubert stets ein Grinsen auf jedes Gesicht, wenn man sie anspielt und verstört dann alle, wenn man den Schlussakkord nicht spielt. Die Progression ist nicht abgeschlossen, die Auflösung ist nicht vorhanden, es macht einen schlichtweg unruhig im Kopf.
Und eben jenen Trick macht sich meine heutige Musikempfehlung zu nutze. F Dur und B Dur streben auch nach einer Auflösung – die nicht kommt. Und so bekommt der Song auch über die Musiktheorie seine treibende Kraft. Macht mir auch immer unheimlich Spaß zu diesem Lied auf dem Klavier mitzugehen. Mit einfachen Mitteln viel erreichen. Mega.
Young The Giant – My Body
erschien 2010 auf dem selftitled Album Young The Giant